Früher tagten im Delphinium des Berliner Sofitel am Gendarmenmarkt die evangelischen Bischöfe. Inzwischen leuchtet im Saal sogar der Boden. Ein gutes Omen für unser Executive-Forum am 25. Mai 2009, denn es galt, den Weg auszuleuchten, den zurückgelegten und den vor uns. Aber vor allem gab es Erfolge zu feiern. Was wir uns gemeinsam mit Freunden und Kunden vorgenommen hatten, wurde erreicht.
Das letzte Executive-Forum trug den Titel “Managementinformation zwischen Datenökonomie und Infotainment”. Es fand 2007 im Hotel de Rome in Berlin statt. Dieses Mal ging es einen Steinwurf weiter in einen Tagungsraum mit beleuchtetem Boden. Denn, so erläuterte der Gastgeber, Dr. Nicolas Bissantz, damals befand man sich noch in einem recht unbefriedigenden “Dazwischen”. Es brauchte einen Raum mit hoher Decke für hochfliegende Ideen. Heute hingegen ist der Weg schon gut ausgeleuchtet und ein gutes Stück beschritten. Jedenfalls braucht es heute keine Chuzpe mehr, um als Controller dem Finanzvorstand Sparklines in den Monatsbericht zu zaubern. Im Gegenteil, wer sich heute noch mit datenarmen Berichten erwischen lässt, muss sich fragen, wen er zuerst blamieren will: sich oder den Empfänger.
Die Referenten beleuchteten den erreichten Stand von unterschiedlichen Seiten und lieferten den Stoff für engagierte Diskussionen.
Den deutlichsten Nachweis für die gewachsene Bereitschaft, Sparklines in Standardberichte zu integrieren, Businessgrafiken durch Grafische Tabellen zu ersetzen und eine einheitliche Notation einzuführen, erbrachte Dr. Robert Butscher von DATEV. Der zweitgrößte deutsche Softwarehersteller versorgt seine fast 40.000 Genossen und demnächst auch noch deren Kunden mit informationsdichten Berichten – aus DeltaMaster.
Dr. Butscher und später Hans-Juerg Brunner von Novartis machten zudem deutlich, dass Managementreporting eine Phase der Industrialisierung erlebt. Handarbeit wird durch Automation ersetzt, bei DATEV ist das die Voraussetzung für problemlose Integration bei ansonsten wenig IT-affinen Kunden. Bei Novartis ist der hohe Automationsgrad notwendig, um den Jahresabschluss auf eine Durchlaufzeit von nur noch 24 Tagen zu verkürzen. Zum Vergleich: Honda braucht dafür 90 Tage.
Der Vorstand der Samhammer AG, Thomas Hellerich, zeigte am Beispiel des Servicecontrolling, dass Dienstleistungsprozesse ungeheuer von tagesaktueller Selbststeuerung profitieren können. Die Mitarbeiter des Outsourcers erhalten stundenaktuelles Feedback per Kennzahl. Das erhöht die Arbeitszufriedenheit und die Servicequalität. Die Erkenntnis auch außerhalb des Service: Controlling muss nicht immer Soll-Ist-Abgleich bedeuten – allein die Betroffenen positiv über die Wirkung ihres Tuns zu informieren, bewirkt schon Wunder.
Dr. Rolf Hichert warb für mehr Notation und Einheitlichkeit im Berichtswesen. Seine Beispiele aus der Unternehmenspraxis verursachten manchen Lacher. Mitunter klang Bitterkeit durch. Die Ressourcenverschwendung angesichts schlecht gemachter und ungelesener Berichte ist in Zeiten knapperer Kassen schmerzhaft. Mit seinem Plädoyer rannte Hichert also offene Türen ein und mancher wird schon tags darauf das Design seiner Berichte, Benennungen und Schemata überdacht haben.
Harald Walter-Arndt, Vorstand von Visiocorp, zeigte, wovon man als Softwaremacher träumt: Vorstände klicken und analysieren selbst, lassen sich Daten und Berichte aufs Blackberry schicken und installieren Tickerportale, die Controllingdaten zu einem Manifest transparenter Unternehmensführung werden lassen.
Am Ende bedankte sich ein glücklicher Gastgeber herzlich: Es sei das Verdienst vieler Menschen, die mutig genug waren, etwas Neues zu probieren, dass in Managementberichten die Datenökonomie die Oberhand über das Infotainment bekommen hat. Denn: Zum Anzug passen Tachos und Rennhelm einfach nicht so gut wie Sparklines.