Moden und Methoden im Business Intelligence: Darüber spricht Dr. Nicolas Bissantz im Interview* mit Professor Dr. Karsten Oehler – und bezieht klare Standpunkte.
Der Beitrag fällt in die Rubrik Datenvisualisierung und nimmt dort seinen Anfang, mit einem besonders auffälligen Merkmal in Controlling-Berichten: der Verwendung von Farbe. Bissantz erinnert daran, dass sich das Auge mit Rot und Blau leichter tut als mit Rot und Grün, und zwar aus physiologischen Gründen. Für die Reduktion auf (diese) zwei Farben gibt es gute Gründe:
„BWL ist auf wundersame Weise dichotom. Einzahlungen und Auszahlungen, Einnahmen und Ausgaben, Ertrag und Aufwand, Gewinn und Verlust, Soll und Haben – dazwischen ist nicht viel. Kaufleute können immer sagen, was positiv oder negativ auf den Gewinn wirkt. Das mit nur zwei Farben ausdrücken zu können, ist großer Luxus: Blau für alles, was gut für das Ergebnis ist, Rot für das Gegenteil. Feinere Unterschiede lassen sich durch unterschiedliche Farbintensitäten ausdrücken.“
Für Gelb und damit eine an Verkehrsampeln angelehnte Farbfolge ist weder Platz noch Bedarf. Gelb steht für Unentschiedenheit und Uneindeutigkeit; das verursacht Stress. Und das ist nicht der einzige Kritikpunkt an Ampelsystemen im Controlling:
„Dass der entmündigende Automatismus einer Verkehrsampel überhaupt zum Vorbild für Entscheidungsunterstützung in der Managementinformation werden konnte, halte ich für ein peinliches Kuriosum – peinlich, weil es die Entscheidung nach unten delegiert, und kurios, weil Verkehrslenkung nicht Unternehmensführung ist.“
Am Ende muss ja doch immer die Zahl verstanden werden, so abstrakt sie auch sein mag. Sie zuvor in Diagrammen zu codieren, ist ineffizient. Unternehmen haben Erklärungsbedarf:
„Jedoch erleben auch wir, dass in den vielstufigen Hierarchien großer Konzerne sich mancher Anachronismus hält, weil Projektleiter mehrere Hierarchiestufen von den Berichtsempfängern entfernt alte Berichtssysteme ablösen und sich unsicher sind, welche Vereinfachungsstrategie die richtige ist. … Die Macht schlechter Gewohnheiten ist groß.“
Aktuelle Bemühungen, die Kommunikation in Form von Diagrammen zu standardisieren, greifen zu kurz und werden der hohen Verantwortung, die damit einhergeht, nicht gerecht.
„Die Tücken, die mit den üblichen Diagrammen verbunden sind, sind systematisch und zu wenig bekannt. So führen die Grenzen der linearen Skalierung regelmäßig zu Verzerrungen bei so wichtigen Darstellungen wie dem Vergleich von Umsatz und Gewinn. Den Manipulatoren kommt das gelegen, mir nicht.“
Auf seine Ideen zur Ausgestaltung von Berichts‑ und Analysesystemen angesprochen, erklärt Bissantz sein Leitbild:
„Mein Wunsch ist es, dass Information stark wie eine Faust ist, dass sie mich packt und ich dann mit Verve das tue, wozu diese Information vernünftigerweise anregt.“
Weitere Themen im Interview sind automatische Analysesysteme, Künstliche Intelligenz und die Planung.
Die REthinking Finance ist eine neue Zeitschrift aus dem Verlag Handelsblatt Fachmedien. Sie konzentriert sich auf den technischen und organisatorischen Wandel der Finanzfunktion in Unternehmen und unterstützt Fach‑ und Führungskräfte in Finanzabteilungen, die digitale Transformation zu gestalten.
* Manager brauchen kein gelbes Vielleicht, REthinking Finance 3/2019, Juni 2019, Seite 64–67.