Visuelle Verkürzung macht es Vorständen, Aufsichtsräten und der Politik schwer, richtig zu entscheiden. Neu ist das nicht.
1986: Die Challenger explodiert. Die Untersuchungskommission stellt fest, dass der Entscheidungsprozess fehlerhaft war. Eine große Rolle spielte dabei die Risikoevaluation mithilfe eines Folienstapels.
2003: Die Columbia verglüht. Wieder stellt die Untersuchungskommission einen Zusammenhang her zwischen Darstellung und Fehlentscheidung. Mitverantwortlich diesmal: die Bullet-Point-Kultur der NASA.
2007: Die Landesbank Sachsen wird notverkauft, die Bayerische Landesbank gerät in Schieflage. Verwaltungsräte berufen sich auf grüne Ampeln in Risikoberichten: „na, dann scheint es so zu gehen“.
2012: Der Aufsichtsrat des Berliner Großflughafens Berlin-Brandenburg lässt sich von einem gefälschten Ampelsystem über den tatsächlichen Baufortschritt täuschen.
2020: Eine Fakultät stellt eine absolute, kumulierte Fallzahl und ihre Entwicklung ins Netz. Ihr Leiter stellt fest: Die Zahl ist “viral gegangen”.
Neu ist, dass die Weltöffentlichkeit anhand visueller Verkürzung mitentscheidet.