Zum Thema Big Data spricht Alexander Ross mit Dr. Nicolas Bissantz über das Suchen, Finden und Erkennen. Das Interview ist in der Ausgabe 01/2013 von GDI Impuls erschienen, dem Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft und Handel.
Bereits seit 1993 forscht Bissantz zu Business Intelligence und Data Mining. Heute ist dies eine wesentliche Grundlage von Big Data, und der Wirtschaftsinformatiker und Data-Mining-Pionier ist mittendrin: mit Bissantz & Company und dem Produkt DeltaMaster.
Alexander Ross: Herr Bissantz, warum wurden Sie eigentlich Unternehmer? An der Uni hätten Sie doch eine Karriere in der Wirtschaftsinformatik gemacht.
Nicolas Bissantz: Damit konnte ich mir meinen Lebenstraum erfüllen: Forschungsunternehmer zu sein. Ich brauche keine externe Hilfe, um unsere Forschung und Entwicklung unter Dampf zu halten. Ich bin froh, dass uns der Weg aus dem Labor in die Praxis glückte und dass unsere ehemals avantgardistischen Ideen vom Management und im Markt akzeptiert werden.
Bissantz beschreibt im Interview Big Data als Sammelbegriff für mehrere Phänomene und gleichzeitig als einen verkäuferischen Geniestreich. Denn der Begriff suggeriert, man müsse massenhaft Daten verarbeiten, um den Daten ihre Geheimnisse zu entlocken. Dies erfordere massiven Aufwand und große Budgets – doch das gilt längst nicht für alle Geschäftsmodelle. Denn wenn Unternehmen massiv in eine datengetriebene Führung investieren, aber weder das Geschäft oder die Kultur dafür haben, verkommt Big Data zum Hype. Zu beobachten ist, dass Unternehmen mehr Zeit, Geld und Kompetenz in die Speicherung der Daten als in deren Analyse stecken.
„Für den Betriebswirt ist klar: Man speichert keine Daten, die man anschließend nicht nutzt.“
Alexander Ross: Der Wert von Daten liegt also nicht im empirischen Hamstern, sondern in der ableitenden Analyse?
Nicolas Bissantz: Deswegen verfolgen wir seit zwanzig Jahren erfolgreich eine ganz bestimmte Idee, nämlich Zeitbedarf, Kosten und Vorwissen für die Datennutzung radikal zu reduzieren. Wenn man alles, was man in Business-Intelligence-Projekten lernt, konsequent in Standardsoftware gießt, wird diese Idee Realität.
Dass die Daten sagen, was zu tun ist, und den Weg in die Zukunft weisen, sieht Bissantz jedoch nicht. Vielmehr fordert er zu unternehmerischem Handeln auf. Dazu sei es wesentlich, über die Daten hinauszusehen. Ein iPhone oder einen Cayenne gäbe es heute nicht, wenn Steve Jobs und Porsche nicht den Mut dazu gehabt hätten.
„Die Daten bleiben scheu und grausam. Es ist schwierig, aus ihnen zu lernen, und noch schwieriger, das Gelernte umzusetzen.“
Alexander Ross: Stellt ein datengetriebenes Unternehmen das Wissen über die Macht? Wird Q der neue Vorgesetzte von James Bond? Wird, mit einem Wort, der Nerd zum Manager?
Nicolas Bissantz: Nein, aber der Manager muss schon ein bisschen „nerdy“ werden. Es muss ihn interessieren, was da mit den Daten läuft, wie Ergebnisse zustande kommen. Gute Manager müssen in der Lage sein, das Modell zu hinterfragen, das der Analyse zugrunde liegt. Zaubertricks, die wir nicht durchschauen, sind sympathisch – im Varieté. Im Business nicht. Manager müssen verstehen, was Big Data kann und was nicht.
Ob große oder kleine Datenmengen: Für Unternehmen sind sie ein nützliches Hilfsmittel – wenn am Ende ein Mensch steht, der entscheidet und handelt.
Das gesamte Interview können Sie in GDI Impuls, Ausgabe 01/2013, ab Seite 22 nachlesen.
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