Liebe Datenanalysten,
der Film „Matrix“ wurde vor allem wegen seiner Spezialeffekte berühmt. Besonders die „Bullet Time“ faszinierte die Zuschauer, eine Zeitlupendarstellung, die es erlaubt, die Erzählzeit extrem zu verlangsamen, bis zum Stillstand, und sogar zurückzudrehen. Selbst schnellste Bewegungen lassen sich damit einfrieren und aus allen möglichen Blickwinkeln betrachten. Entstanden sind die Filmsequenzen aus Einzelbildern, die mit über hundert Kameras aufgenommen wurden, und aus Zwischenbildern aus dem Computer. Das Spiel mit der Zeit erlaubt es, Dinge zu zeigen, die man in Wirklichkeit nie sehen könnte, weil sie zu schnell passieren – oder, mit umgekehrtem Vorzeichen, zu langsam. So kann die filmische Erzählung Abläufe im Detail zeigen – nicht nur deren Ergebnis, wie eine Fotografie. Ein Gedanke, der auch dem Controlling immer wieder gut tut: Manche Entwicklungen erkennt man besser, wenn man sie in ihrer Bewegung verfolgen kann, wenn man die Zeit vor- und zurückdrehen kann, wie es zum Beobachten nötig ist. Besonders eindrucksvoll ist dieser Gedanke in der dynamischen Portfolioanalyse von DeltaMaster zu erleben. Aber, im Unterschied zum Film: Was Sie damit zeigen, ist tatsächlich so passiert. Und Sie brauchen keine aufwändige Ausrüstung dafür – das Mausrad genügt.
Herzliche Grüße
Ihr Team von Bissantz & Company
Die Portfolioanalyse ist eine bewährte Methode der Betriebswirtschaft. Vor allem in strategischen Fragen greift man immer wieder auf sie zurück, zum Beispiel bei Überlegungen zum Produktlebenszyklus. Das wohl bekannteste Modell ist die Vier-Felder-Matrix der Boston Consulting Group (BCG). Nach diesem Ansatz ordnet man Produktgruppen oder Geschäftsfelder anhand von zwei Kriterien (Marktanteil und Marktwachstum) in vier Klassen ein („Stars“, „Cash Cows“, „Poor Dogs“ und „Question Marks“). Jeder Klasse ist eine Normstrategie zugeordnet – eine pauschale Handlungsempfehlung, wie man mit Produkten dieser Klasse umgeht, ob man in sie investieren sollte und Ähnliches.
Auch andere Kennzahlen lassen sich auf diese Weise gegenüberstellen. So finden wir bei etlichen DeltaMaster-Anwendern Kombinationen aus einem Maß für Wachstum und einem Maß für Rentabilität – etwa die prozentuale Vorjahresveränderung des Umsatzes und die Deckungsbeitragsquote. Um solche Zusammenhänge zu untersuchen, bietet DeltaMaster ein eigenes Modul für Portfolioanalysen an. Es arbeitet mit zwei oder drei Analysewerten: einem auf der x-Achse, einem auf der y-Achse und optional einem dritten, nach dem sich die Blasenfläche richtet. Links oberhalb des Diagramms wählt man aus, welche Objekte in dem Portfolio darzustellen sind, im Beispiel: Produktgruppen.
Allerdings verschiebt sich die Position der Objekte im Laufe der Zeit – und auch diese Bewegung lässt sich mit DeltaMaster verfolgen: Seit DeltaMaster 5.5.0 steht ein spezielles Modul für dynamische Portfolioanalysen zur Verfügung. Eine Portfoliodarstellung ist damit keine Momentaufnahme mehr, sondern Sie können beobachten, wie sich die zu untersuchenden Objekte im Zeitablauf bewegen.
Im Ergebnis könnte das aussehen wie in der nebenstehenden Abbildung. Sie zeigt (mit anderen, einfacheren Daten als oben), wie sich die Position dreier Produkthauptgruppen in den Jahren von 2008 bis 2011 verändert hat. Der älteste Wert steht jeweils am Anfang eines Linienzugs, dort, wo sich auch die Beschriftung befindet. Der jüngste Wert ist am Ende des Linienzugs. Die Jahre sind nummeriert, 1 ist 2008, 4 ist 2011. Am unteren Rand der Abbildung sind einige Steuerelemente zu sehen, die Sie von der Zeitreihenanalyse her kennen. Damit stellen Sie ein, welcher Zeitraum untersucht werden soll: links den Startzeitpunkt (2008), rechts den Endzeitpunkt (2011), in der Mitte die zeitliche Ebene (Jahre).
Interaktiver Zeitraffer
Einen besonderen Reiz der dynamischen Portfolioanalyse können wir hier, auf Papier bzw. in einer PDF-Datei, nur andeuten: Die zeitliche Veränderung lässt sich als Bewegung am Bildschirm darstellen und interaktiv steuern! Mit dem Mausrad verlängern oder verkürzen Sie den Betrachtungszeitraum und verfolgen, wie sich die Objekte durch das Diagramm bewegen. Die vier Abbildungen auf dieser Seite sind Schnappschüsse aus einer Sequenz, die Sie einfach mit dem Mausrad durchlaufen. Wir beginnen mit nur einem Jahr; Start- und Endzeitpunkt sind gleich.
Um mit dem Mausrad den Start- oder Endzeitpunkt zu ändern, klicken Sie zunächst auf das Auswahlfeld mit der Jahreszahl. Dadurch wird das Feld in einen Eingabemodus geschaltet, der unter anderem auf das Drehen des Mausrads reagiert. Alternativ könnte man die Zeitpunkte per Tastatur eingeben oder aus dem Menü auswählen – mit dem Mausrad geht es aber flüssiger, vor allem dann, wenn man durch schnelles Vor- und Zurückdrehen eine bestimmte Stelle in der Bewegung genauer studieren möchte.
Die Blasen werden unmittelbar ein- oder ausgeblendet, während Sie am Mausrad drehen; ein explizites Berechnen der Analyse ist nicht erforderlich. Dass die Blasen verbunden sind und in Graustufen gezeigt werden, liegt an den ausgewählten Eigenschaften; dazu später mehr.
Die dynamische, quasi-animierte Darstellung kann wertvolle Hinweise auf Strömungen geben, die aus einer statischen Betrachtung schwieriger abzuleiten wären.
Bedienung: bekannt
Die dynamische Portfolioanalyse ist ein Modul im Modus Miner-Expert. Wie üblich gilt: Nur zum Erstellen und Speichern einer dynamischen Portfolioanalyse ist die Stufe Miner-Expert erforderlich; die gespeicherten Berichte lassen sich in allen Stufen ohne zusätzliche Lizenz abrufen. Zum Ausprobieren stellen wir Ihnen gerne eine Miner-Expert-Lizenz zur Verfügung.
Die dynamische Portfolioanalyse wird über Bedienelemente gesteuert, die von anderen Verfahren her bekannt sind. Wie bei der „statischen“ Portfolioanalyse wählen Sie die Analysewerte für die x-Achse, die y-Achse und gegebenenfalls die Blasenfläche aus und stellen die Dimension bzw. Hierarchieebene ein, deren Objekte Sie darstellen möchten. Auch die Optionen im Kontextmenü und im Menü Ich möchte sowie die Einstellungen stimmen weitgehend mit denen der statischen Portfolioanalyse überein. Von der Zeitreihenanalyse übernimmt die dynamische Portfolioanalyse die Navigation auf der Zeitachse, also die Auswahlmöglichkeiten von Startzeitpunkt, Endzeitpunkt und Ebene.
Grafische Eigenschaften
Das Erscheinungsbild der Grafik lässt sich in den Eigenschaften des Verfahrens (Kontextmenü oder Menü Ich möchte) bestimmen. Das ist in allen Benutzerstufen möglich, vom Reader bis zum Miner. Festzulegen sind der Verbindungstyp zwischen den Objekten, die Punktfärbung und die Punktbeschriftung.
Mit dem Verbindungstyp legen Sie fest, ob und wie die einzelnen Datenpunkte eines bestimmten Objekts verbunden werden. In den bisherigen Beispielen wurden Pfeile verwendet. Alternativ könnte man einen einzelnen, durchgezogenen Pfeil oder eine durchgezogene Linie wählen. Die Verbindungen halten die Blasen, die zum selben Objekt gehören, zusammen und verdeutlichen die zeitliche Reihenfolge.
Bei einer Vielzahl von Objekten kann die Punktfärbung die Übersicht im Portfolio erhöhen. Zur Verfügung stehen die folgenden Optionen.
- Keine: Die Blasen werden als hohle Kreise dargestellt, wie in der (statischen) Portfolioanalyse.
- Graustufen: Die Blasen werden als grau ausgefüllte Kreise dargestellt.
- nach Objekten: Alle Datenpunkte desselben Objekts haben bei allen Perioden dieselbe Farbe. Die Farbe kennzeichnet also, welche Blasen zu einem Objekt gehören. Zum Beispiel werden alle Blasen der „Sondermodelle“ blau gezeichnet, alle Blasen der „Standardmodelle“ rot und alle Blasen der „Luxusmodelle“ grau. Die Zuordnung der Farben zu den Objekten nimmt DeltaMaster automatisch vor.
- nach Perioden: Alle Datenpunkte derselben Periode haben bei allen Objekten dieselbe Farbe. Die Farbe kennzeichnet also, welche Blasen zu einer Periode gehören. Zum Beispiel wird das Jahr 2008 bei allen Objekten grau gezeichnet, 2009 bei allen Objekten blau, 2010 rot und 2011 grün. Die Zuordnung der Farben zu den Perioden nimmt DeltaMaster automatisch vor.
Optional können Sie für die Graustufen oder die Punktfärbung nach Objekten eine zeitabhängige Intensität aktivieren. In diesem Fall erscheint der erste Datenpunkt am hellsten, der letzte Datenpunkt am dunkelsten. Damit verdeutlicht die Grundfarbe, um welches Objekt es sich handelt, und die Farbintensität, wie „alt“ oder „jung“ der betreffende Datenpunkt ist.
Im Abschnitt Punktbeschriftung legen Sie fest, ob und wie die Datenpunkte beschriftet werden sollen. Meist empfiehlt es sich, den Objektnamen, zum Beispiel den Namen der betreffenden Produkthauptgruppe, jeweils nur an der ersten Periode auszugeben, wie in der vorherigen Abbildung. Dadurch enthält das Diagramm weniger Schrift und ist leichter zu lesen.
Die Eigenschaften können in allen Stufen bearbeitet werden, vom Reader bis zum Miner. Das Verändern des Zeitraums ist nur im Miner möglich. Weitere Optionen sind in den DeltaMaster deltas! 5.5.0, Punkt 9 dokumentiert.
Umwandeln in Small Multiples
Im Miner-Modus kann die Portfoliodarstellung „serialisiert“ und in Small Multiples überführt werden. Dabei löst DeltaMaster die Sequenzen auf und wandelt sie in mehrere übersichtliche Einzeldarstellungen um. Die Befehle dazu finden Sie im Kontextmenü oder im Menü Ich möchte. Die Auflösung in einzelne Kacheln (die Multiples) kann über Perioden oder über Objekte erfolgen.
Die Umwandlung über Perioden erzeugt für jede Periode eine Kachel. Die Kacheln zeigen, wie alle Objekte in der jeweiligen Periode liegen. Bei den Kacheln handelt es sich um statische Portfolioanalysen. Die benötigte Analysevorlage legt DeltaMaster automatisch an; Sie können sie wie gewohnt bearbeiten, um zum Beispiel die Beschriftungen anzupassen.
Die Umwandlung über Objekte erzeugt für jedes Objekt eine Kachel, in unserem Beispiel für jede Produkthauptgruppe. Die Kacheln zeigen, wie sich die einzelnen Objekte über die Zeit entwickelt haben. Bei diesen Kacheln handelt es sich um dynamische Portfolioanalysen, allerdings nur für ein Objekt und ohne die Interaktionsmöglichkeit mit dem Mausrad. Wiederum erzeugt DeltaMaster die erforderliche Analysevorlage automatisch.
Ein Wort zu den Daten
Wie bei jeder speziellen Analyse kommt es auch bei der dynamischen Portfolioanalyse darauf an, dass Verfahren, Analyseaufgabe und Daten zueinander passen. Bei der Portfolioanalyse, statisch wie dynamisch, ist zu beachten: Sie ist ein Instrument für strategische Fragen und deshalb für verdichtete Daten gedacht. Insbesondere untersucht man damit Entwicklungen über längere Zeiträume, meist: Jahre. Tageswerte, einzelne Kunden, einzelne Artikel verhalten sich viel sprunghafter und lassen sich in der „Draufsicht“ einer dynamischen Portfolioanalyse nur selten sinnvoll darstellen.