Auf dem UN-Klimagipfel wurde gerade engagiert diskutiert und gestritten, welche Maßnahmen zur Stabilisierung des Klimas zwingend notwendig und angeraten sind. Damit die richtigen Entscheidungen getroffen werden können, sollten vorhandene Daten strukturiert analysiert und angemessen visualisiert werden!
Schon seit längerer Zeit ist sich die Weltgemeinschaft über den Umfang notwendiger Maßnahmen zum Klimawandel uneins, wie sich auch gerade wieder beim letzten Klimagipfel in New York beobachten ließ. Inwiefern bestimmte Positionen aus Überzeugung oder aus Kalkül vertreten werden, sei einmal dahingestellt.
Wir wollen deshalb hier dem Leser die Beurteilung, welche Seite die richtige, weil wissenschaftlich fundierte Meinung vertritt, selbst überlassen und konzentrieren uns auf die Darstellung der “unstrittigen” Fakten.
Unstrittig ist zum Beispiel die Tatsache, dass die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre allein in den letzten 50 Jahren von etwa 315 auf über 400 [ppmV, parts per million bezogen auf Volumen] um mehr als 30 Prozent gestiegen ist (Quelle: Umweltbundesamt).
Ein zentraler Punkt der Auseinandersetzungen ist deshalb die weltweite Zunahme des CO2-Ausstoßes, dem wir uns in diesem Beitrag widmen wollen. Der Kohlendioxidausstoß wird häufig pro Einwohner eines Landes [in Tonnen] angegeben, obwohl dies leicht suggerieren könnte, dass jeder Einwohner gleichermaßen zum Gesamtausstoß beiträgt. Der direkte Beitrag der privaten Haushalte auf den Pro-Kopf-Beitrag des Landes beträgt in Deutschland übrigens 10 Prozent des Gesamtwertes (z. B. durch Raumheizung und Warmwasseraufbereitung, Quelle siehe unten “Klimaschutz in Zahlen”).
Schauen wir uns dazu die weltweiten Daten des Jahres 2017 an (Die Daten haben wir bei ourworldindata.org abgerufen, Quelle der Daten am Seitenende!).
Zu beachten ist, dass der Ausstoß hier immer dem Land der Entstehung zugeordnet wird, auch wenn möglicherweise zum Beispiel produzierte Güter exportiert werden. Auch könnten die fossilen Brennstoffe, die zur Produktion nötig sind, importiert worden sein. Es gäbe somit bis zu drei Länder, denen der Ausstoß zugeordnet werden könnte: A) Das Herkunftsland der fossilen Brennstoffe, B) das Land, in dem produziert wird oder C) das Land, in dem das Produkt verbraucht wird.
Wir haben hier die Variante B) vorliegen. Mittels der Geo-Analyse auf der Weltkarte ergibt sich zunächst das obige Bild (bitte klicken Sie auf das Bild für eine vergrößerte Darstellung!).
Während die Skala Werte bis knapp unter 50 Tonnen pro Kopf zeigt, sind zumindest bei flüchtigem Hinsehen nur Werte bis 19 (etwa für Saudi-Arabien) zu erkennen.
Offensichtlich gibt es Staaten mit relativ kleiner Fläche, die einen hohen Pro-Kopf-Ausstoß aufweisen. DeltaMaster hat hier die genial einfache Lösung parat, die Werte in Form von Bissantz’Numbers auszuweisen.
Hier haben wir für den direkten Vergleich einen Multiples-Bericht angelegt; das linke Fenster zeigt die bisher verwendete Darstellung ohne, das rechte Fenster mit Bissantz’Numbers:
Übrigens ist das hierzu verwendete Bild bereits das direkte Resultat des Multiples-Exports als Ganzes, der schon in einer internen und in Bälde in der Release-Version zur Verfügung stehen wird.
In der Bissantz’Numbers-Darstellung wird Katar mit einem Wert von 49 Tonnen pro Kopf als Spitzenreiter identifiziert, und auch unmittelbare Nachbarn wie Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate brauchen sich mit ihren Werten (jeweils 25) nicht zu verstecken.
Hätte man nicht auch eine einfache Rangfolge erstellen können? Im Prinzip ja, aber im vorliegenden Fall gibt es auch eine räumliche Komponente, z. B. weisen die meisten zentralafrikanischen Länder einen Pro-Kopf-Ausstoß aus, der unter 0,5 Tonnen liegt und somit für die Anzeige auf 0 abgerundet wird. Es gibt aber eine Ausnahme – und darauf macht genau diese Art der Visualisierung aufmerksam! – im Falle Äquatorialguineas, das einen gerundeten Wert von 5 aufweist.
Ebenso wie für Trinidad und Tobago, das mit einem Wert von 30 weltweit sogar auf dem zweiten Platz liegt, handelt es sich hier eher um kleine Länder, die nichtsdestotrotz auf eigene Erdöl- und Erdgasreserven zugreifen können, die in der heimischen Industrie vorzugsweise verwendet werden.
In der Grafik fällt auch Estland auf, das mit 15 Tonnen neben Luxemburg mit 16 Tonnen aus den EU-Ländern herausragt. Eine kurze Internetrecherche führt den hohen Wert auf den Abbau von Ölschiefer zurück (Estland), bzw. auf den Straßenverkehr in Luxemburg.
Deutschland hat einen Wert von 10 aufzuweisen, der also nur ein Fünftel des Maximalwerts beträgt, aber mit dieser Art der Relativierung könnten sich alle Länder (außer Katar!) aus der Verantwortung stehlen. Wir nutzen nun die Geo-Analyse ein letztes Mal, um die Lage der Länder anzuzeigen, die einen höheren Wert als Deutschland aufweisen.
Dazu klicken wir Deutschland an und wählen unter “Fläche(n) ausblenden” den Punkt “mit gleichem und kleinerem Wert” aus. Die aufgeräumte Karte zeigt noch die folgenden Länder:
Die Skala hat sich angepasst und endet nun unten ungefähr bei 10.
Da Länder mit hoher Einwohnerzahl auch bei kleinerem Pro-Kopf-Ausstoß auf beachtliche Summen kommen können, schauen wir nun auf die Beiträge der Länder im Zeitverlauf. Was hat sich von 2016 auf 2017 getan? Die 15 Länder mit den höchsten Istwerten sind – zusammen mit der gesamten Welt – in der folgenden Grafischen Tabelle gegeben:
Die Tabelle zeigt übrigens auch die Schwierigkeiten auf, ein objektives Kriterium zu finden, um ein Land berechtigt kritisieren zu können: Absolut gesehen hat von diesen 15 Ländern China mit einem Zuwachs von 134,3 Mio. Tonnen CO2 der Erde am meisten geschadet. Relativ gesehen ist es die Türkei mit einem Zuwachs von 11,2 Prozent.
Die USA haben ihren Ausstoß um den größten Betrag verringert, haben aber immer noch einen stattlichen Pro-Kopf-Ausstoß von 16,2 Tonnen. Indien und Indonesien haben hohe Zuwächse, liegen aber bei einem niedrigen Pro-Kopf-Wert von 1,8. Sollte man ihnen nicht das Wachstum zugestehen?
Deutschland allein kann jedenfalls mit der Verringerung von 2,4 Mio. Tonnen die Welt nicht retten.
66 Länder haben auf dem Klimagipfel zugesagt, bis 2050 klimaneutral zu werden – die großen Brocken China (mit einem Anteil von über 27 %), die USA, Indien und Japan sind allerdings nicht dabei!
Möchte man die Top 15 nach absoluten oder relativen Zuwächsen erhalten, muss übrigens nicht unbedingt ein neuer Filterwert angelegt werden. Am einfachsten geht das in DeltaMaster, indem im Reiter Ranking die Top 15 für eine Spalte – hier die dritte oder vierte – berechnet werden. Die Top 15 (inkl. Welt) nach absoluten Differenzen sehen dann bei Wahl der dritten Spalte folgendermaßen aus:
Es ist übrigens auch möglich, mit zwei eigens definierten Kennzahlen, die jeweils nur auf positive bzw. negative Werte ansprechen, ansonsten aber Null liefern, sowie mit einem Ranking “Obere/Untere nach Anzahl” bezüglich des Ausgangswertes “CO2” und der Anwendung von Small Multiples über Analysewerte die folgende Darstellung zu generieren, in der auch die jeweilige Summen der positiven und der negativen Veränderungen zu sehen sind:
Einen kleinen Haken gibt es: Hier entspricht der Saldo 592,5 – 143,9 = 448,6 nicht exakt dem in vorhergehenden Tabellen zu sehenden Wert der Welt von 478,2 Mio. Tonnen.
Dies liegt daran, dass in der detaillierten Länderliste unter anderem die Daten einiger kleiner Karibik- und Südseestaaten fehlen, die aber in dem explizit angegebenem aggregierten Weltwert enthalten sind. Für diese Länder könnte wiederum der Gesamtsaldo berechnet werden (als Differenz 478,2 – 448,6 = 29,6), aber nicht die exakte Aufteilung auf positive und negative Beiträge.
Quellen:
- Hannah Ritchie and Max Roser (2019) – CO2 and Greenhouse Gas Emissions. Published online at OurWorldInData.org. Retrieved from: https://ourworldindata.org/co2-and-other-greenhouse-gas-emissions [Online Resource], letzter Zugriff: 24.9.2019
- Klimaschutz in Zahlen: Fakten, Trends und Impulse deutscher Klimapolitik, Ausgabe 2018, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit