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Wenn schon analog, dann bitte digital

Betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind Zahlen und keine Zeiger. Geschwindigkeit übrigens auch. Deswegen lesen Profis sie nur digital und nie analog ab.

Eine Analogie, so sagt das Fremdwörterbuch, ist eine Entsprechung, Ähnlichkeit, Gleichartigkeit. Von Analogien lässt sich immer wieder lernen. Kürzlich haben mich die Fortschritte in der Produktion hier fragen lassen, ob und wie wir mehr Automation und Wirtschaftlichkeit ins Controlling bringen.

Autofahrer, Piloten, Astronauten, Lokführer und Manager lesen Instrumente ab. Die angezeigten Werte sollen verraten, wie es um Auto, Jet, Raumschiff, Lok und Betrieb bestellt ist. Es liegt nahe, Erfahrungen aus dem einen im anderen Bereich zu nutzen. Dabei gilt es genau hinzusehen. Selten sind die Bedingungen so ähnlich, dass eine Übertragung bruchfrei gelingt.


Cockpit eines Cup-Porsche. Zum Vergrößern bitte anklicken.

Bleiben wir beim Automobil. Als Vorbild kommt dort nur der Rennsport in Frage. Es geht regelmäßig um hohe Investitionen. Das Verlustrisiko ist hoch. In allen Phasen wird unter höchstem Zeitdruck gearbeitet. Fehler wirken sich dramatisch aus. Es gibt kaum Raum für Korrekturen. Aus der Volkswirtschaftslehre dürfen wir ableiten, dass nur unter solchen Extrembedingungen Systeme mit idealtypischem Charakter reifen. Das gilt auch für Hilfssysteme, wie die Instrumentierung im Rennwagen.

Was fällt am meisten auf?

Die Geschwindigkeit wird digital angezeigt. Keine Skala. Keine Zeiger. Warum? Es kommt dem Fahrer darauf an, in Sekundenbruchteilen ablesen zu können, ob die Geschwindigkeiten an Bremspunkt, Kurveneingang und Kurvenausgang sind, wie sie sein sollen. Dabei zählt jedes km/h. Jede grafische Chiffrierung würde die Ablesbarkeit erschweren.

Dass sich Analogtachos im normalen Auto weiter halten, ist der Mode geschuldet und dem Umstand, dass die Kurveneingangsgeschwindigkeit am Nordring 98 und anderswo gesetzlich limitiert und keiner Optimierung unterworfen ist. Dass sich Analogtachos auch im Managementberichtswesen weiter halten, ist ebenfalls einer Mode geschuldet, die sich allerdings einer falsch verstandenen Analogie bedient. Denn welches Interesse haben Manager an der Chiffrierung ihrer Kennzahlen, die nun einmal Zahlen sind?

Dass nur Digitaltachos wahrhaft sportlich sind, könnte an dieser Mode eines Tages etwas ändern, wenn auch aus den falschen Gründen.

Nicolas Bissantz

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