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Zahlenmensch, Grafikmensch

Wird Visualisierung diskutiert, ist schnell von zwei Unterarten der menschlichen Spezies die Rede. Der Zahlenmensch versteht und liebt Zahlen. Am ehesten, wenn sie ihm in Form einer Tabelle begegnen. Der Grafikmensch tut sich mit Zahlen schwer, versteht denselben Sachverhalt aber ebenso schnell, wenn er in Balken- und Säulenform daherkommt.

Der von dieser Art Visualisierungsdarwinismus Überzeugte begründet das gern wie folgt: „Stell Dir vor, Du sollst aus dieser Tabelle ableiten, wie stark das Konzernergebnis gestiegen ist. Das kann nur der Zahlenmensch.“


Quelle: Hugo Boss AG

Dann wird ein Bild etwa wie dieses hier gezeigt. „Schau mal, wie das stattdessen in einer Grafik aussieht, da sieht man es doch sofort.“


Visualisierung der tabellarischen Darstellung (nur Konzernergebnis)

Menschen, die sich weder der einen noch der anderen Art zugehörig fühlen, wenden gegen diese Beweisführung zunächst ein wenig philosophisch Folgendes ein:

  1. Grundsätzlich codiert eine Grafik. Was codiert sie? Zahlen. Die Codierung muss decodiert werden, um verstanden zu werden, so dass wir doch wieder bei einer Zahl landen. Wer nicht weiß, was 50 % bedeutet, weiß vermutlich auch wenig mit einer halben Torte anzufangen.
  2. Auch der größte Freund von Zahlen wird eine Grafik dort einsetzen, wo sie erhellend ist, und dort meiden, wo sie es nicht ist. Dass eine Grafik und eine Tabelle gleichermaßen geeignet sind, dasselbe darzustellen, und dass es auf den Betrachter ankommt, was besser verstanden wird, klingt recht theoretisch.
  3. Wie wir anhand Grafischer Tabellen schon oft zeigen konnten, ist die Kombination grafischer Elemente gemeinsam mit Zahlen der reinen Tabelle ebenso wie der reinen Grafik überlegen, so dass sich die Ausgangsfrage so gar nicht mehr stellt.

Wer ganz konkret das obige Beispiel betrachtet, stellt fest: Die beiden Darstellungen sind nicht vergleichbar. In der Tabelle sehen wir die Ausgangswerte, die in der Grafik in Steigungen übersetzt werden. Die Steigungen repräsentieren Veränderungen. Also sehen wir in der Tabelle Jahreswerte und in der Grafik die Veränderungen zwischen diesen Werten.

Was wird nun von allen Spezies am schnellsten verstanden? Vielleicht der schlichte Satz:


Eine informationsdichte Aussage.

Nicolas Bissantz

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