Um Managementinformation richtig zu lesen, braucht man häufig ein gutes Augenmaß. So scheint es zumindest. Testen Sie sich. Sind Sie fit für die Visualisierung, die man Ihnen zumutet?
In der New York Times wurde in einer Flächengrafik gezeigt, wie sich der Börsenwert der größten amerikanischen Finanzinstitute innerhalb eines Jahres verändert hatte. Das hohle Quadrat steht für den alten, letztjährigen Wert, das gefüllte Quadrat für den neuen, diesjährigen Wert. Schätzen Sie selbst: Um wie viel Prozent haben sich die Börsenwerte von Citigroup, Bank of America, Berkshire Hathaway und AIG jeweils verändert?
Ich selbst habe den Test mit einigen Freunden und Kollegen auch gemacht. Wir lagen im Mittel um 24 % daneben. Ich finde, das ist zuviel und bestätigt, was seit jeher gegen Flächencharts vorgebracht wird, deren Erfindung übrigens William Playfair (1759-1823) bereits fürs 18. Jahrhundert zugeschrieben wird. Er gilt gleichermaßen als Erfinder von Zeitreihen, Balken- und Tortengrafiken.
Ein Kriterium für gute Diagramme ist, wie genau wir sie ablesen können. Ein Kriterium für gutes Management ist, die Informationen zu verlangen, die man braucht. Wie unser Test erneut vor Augen führt: Flächendiagramme gehören nicht dazu. Gutes Augenmaß beweisen wir somit dann, wenn wir keines brauchen, um Steuerungsinformationen zu verstehen.
Im Original aus der Sonntagsausgabe der New York Times (21.09.2008), die uns sonst meist als Vorbild dient, stehen die Zahlen natürlich dabei. Dort, so scheint mir, dient die Grafik als das, was sie ist: zur Dekoration. Sonntags ist das gut zu ertragen. An Arbeitstagen aber gilt für Manager mit und ohne Augenmaß nur die reine Lehre.