Weniger ist mehr. Das trifft oft zu, wenn Statistik und Manager aufeinandertreffen. Generell haben wir aber zu wenig Statistik in Datendarstellungen. Voraussetzung: Sie muss robust sein.
Am Dienstag war ich am Lehrstuhl für Marketing Intelligence von Professor Dr. Nicole Koschate an meiner Alma Mater, der WISO in Nürnberg. Ach ja. Zwar tragen die Hörsäle dort jetzt die Namen von Verbraucherkrediten, für die mit Leuten vom Schlage eines Lotto King Karl geworben wird, aber schöner sind sie allemal (die Hörsäle). Stand der Ursprungsarchitektur der WISO zunächst ein U-Boot Pate, so dominiert den Neubau jetzt die Idee, dass wir Menschen das Licht oberhalb der Wasseroberfläche freundlicher finden.
Passend zum Stoff der Vorlesung Marktforschung I und II diskutierten wir mit den Studenten unter anderem die Rolle statistischer Methoden für die Managementinformation. Dass hier weniger oft mehr ist, hatte ich vergangenes Jahr schon einmal hier angesprochen. Meist aber ist es umgekehrt: Der Mangel an Statistik dort, wo sie hingehört, ist erschreckend.
Die Börseninfos auf der Titelseite der FTD: Hier fehlt Statistik – und gesunder Menschenverstand. Stattdessen: Scheingenauigkeit und irreführender Chartjunk.
Nehmen wir noch mal die Financial Times Deutschland aufs Korn. Wo geht wohl der Nikkei hin? Dax und Dow gehen nach unten. So in der Tendenz, als Trend, schon eine Weile. So sagt es der auch datenanalytisch Unbedarfte zu Recht, wenn er die Grafiken studiert. Die Pfeile bei Eurostoxx, Nasdaq usw. scheinen dasselbe zu sagen. Oder? Könnte der Pfeil auch einfach nur doppelt gemoppelt für das Plus- oder Minuszeichen stehen, das ohnehin schon dasteht?
Die Studenten waren baff. Sollte das, was ihnen als Handwerkszeug gerade mit auf den Weg gegeben wurde, keine Rolle mehr spielen, kaum dass sie die Universität verlassen würden? Ist es zu viel verlangt, dass ein ausgewiesenes Fachblatt für Finanzen Trendrechnungen anstellt? Denn wer es tut, erlebt eine Überraschung. Der fröhliche Pfeil nach oben ist irreführend. Signal und Botschaft stimmten offensichtlich nicht überein: Der Trend für den Nikkei weist nach unten. Die mikroskopische Veränderung zum Vortag drückt man immer noch am besten mit dem Wert der Veränderung und einem Vorzeichen aus.
Die Performance des Nikkei vom 26.11.2007 bis 09.01.2008 inklusive Trendgerade.
Pfeile signalisieren Weg und Richtung. Im Zusammenhang mit zeitlichen Entwicklungen signalisieren sie Trends. Ob ein Trend vorhanden ist, lässt sich mit Simpelstatistik feststellen und dann geometrisch korrekt wiedergeben. Die Neigung des Pfeils muss dann der Neigung der Trendgeraden entsprechen. Zum Beispiel so:
FTD-Darstellung mit echten Trendpfeilen
Schlimmer geht bekanntlich immer. Bella warf den Nürnberger Nachrichten unlängst vor, dass sie die gleichen irreführenden Pfeile malt und die immer gleichen zwei Winkel dafür bemüht. Falsch. Die NN hat jetzt auch Pfeile senkrecht nach oben und unten. Am 24.1. sah das dann so aus:
Der Dax, um -5 % eingebrochen, bekommt einen Pfeil, der senkrecht nach unten zeigt . Rohöl, um -1,5 % verändert, bekommt einen Pfeil im üblichen 45-Grad-Winkel nach unten . Beim Euro, der um 0,5 % stieg, wird ein 45-Grad-Winkel nach oben spendiert . Der Dow, um 2 % im Plus, bekommt ebenfalls einen Pfeil senkrecht nach oben . Der Dow-Wert im eigentlichen Börsenteil ist von 20.00 Uhr und zeigt den Index noch mit -0,76 %.
Ich spendier auch noch mal einen oder besser: .