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Top 10 2010

Business Intelligence ist bunt. Genauso bunt ist unsere Liste der Tops und Flops 2010. Im ersten, fröhlichen Teil der Vorbilder reichen unsere Beispiele von der Kulisse einer Schießerei bis zum derzeit modernsten betriebswirtschaftlichen Kontrollzentrum.

In wenigen Stunden geht 2010 zu Ende.* Höchste Eisenbahn, in diesem Jahr noch loszuwerden, was uns dieses Jahr gefreut und geärgert hat, hier noch nicht besprochen wurde oder nochmals gelobt oder verdammt werden muss. Wir tun das in zwei Teilen: fröhlich im ersten, gewohnt böse im zweiten. Zunächst unsere Tops der Visualisierung in 2010.

  1. Neulich bei einem sehr großen Reparaturbetrieb für elektronische Geräte: Da haben wir nicht schlecht gestaunt. Inmitten der Messge­räte und Lötstationen an den Reparaturarbeitsplätzen betrieb ein junger Mann operatives Business Intelligence. Und zwar genau so, wie wir uns das wünschen. Tagesaktuell sah er sich zum Beispiel die Kostenvoranschläge an, aus denen keine Aufträge wurden, und leitete Vorschläge für Preisanpassungen und Sonderaktio­nen ab. Vieles, was sonst erst später, womöglich zu spät mit BI-Anwendungen entdeckt werden soll, wird bereits dort gefunden – und dann, wenn es sich noch ändern lässt. Platz 1.

    Operatives Business Intelligence: DeltaMaster an einem Reparaturarbeitsplatz.
    Business Intelligence ganz operativ: Der Teamleiter analysiert täglich, was gelernt werden kann, bevor sich Probleme so verdichten, dass sie auf den Führungsetagen landen.

  2. Vom Finanzvorstand einer Schweizer Bank hörten wir, dass er sich jeden Morgen einen zahlendichten Bericht in DIN A3 ausgedruckt an die Wand hinter seinem Schreibtisch pinnen lässt. In den vielen Ge­sprächen, die er täglich führt, tauchen immer wieder Fragen auf, die er mit einer Wendung seines Drehstuhls schnell zu beantworten weiß. Für Wege durchs Haus steckt eine Kopie des Berichts in DIN-A4 im Sakko. Platz 2.
  3. Die Ehefrau eines traditionsbewussten deutschen Mittelständlers machte ihrem Mann, der das Unternehmen erfolgreich in fünfter Familiengeneration führt, ein besonderes Weihnachtsgeschenk: Business Intelligence. Und das in einer Form, über die wir hier noch eigens und später berichten werden. Vielleicht kam er ja noch nicht zum Auspacken. Platz 3.
  4. Die Traffic News-to-go druckte mit uns dreimal Sparklines auf Zei­tungspapier – weltweit wohl erstmals in dieser Form. Das war gar nicht so einfach. Redaktion, Layout, Grafik und Druck legten sich dafür mächtig ins Zeug. Bewiesen wurde, wie datendicht und dennoch lesbar Zeitungen werden können. Die Bandbreite reichte von 1.200 Werten über 5.000 Werte bis an die 10.000 Werte. Der einzige lässliche Druckfehler, der sich einschlich, stammte von uns selbst. Platz 4.
    Traffic News-to-go Juni 2010, Seite 6.Traffic News-to-go Juli/August 2010, Seite 8.Traffic News-to-go September 2010, Seite 7.
  5. Bella hat ihr erstes Buch geschrieben. Es sollte besonders schön werden, deswegen haben wir nicht gespart. Das gelang uns so gut, dass alle Verlage, denen wir die zweite Auflage angeboten haben, abwinkten. Unser Papier, die Vorsatzseiten, der kaschierte Schutz­umschlag, Bellas Pfote als Relieflackierung, das hübsche Kapital­band und das Leseband, die Fadenheftung – sei alles zu teuer. Soviel Geiz am Kunden belächeln wir. Und drucken die zweite Auflage lieber wieder selbst. Platz 5.
  6. Gut gefällt uns immer wieder die Visualisierung im öffentlichen Raum. Regelmäßig gelingt es viel einfacher als in vielen Berichten, sich auf Anhieb in Städten, auf Autobahnen oder auf Flughäfen zu orientieren. Deutschlands Schilderwald mag groß und dicht sein. Wenigstens aber ist er schnell zu lesen und in aller Regel auch gut zu verstehen. In Neuseeland wiederum haben wir die schönsten Infografiken entdeckt und alle der wahrlich vielen Naturwunder sind in einer geschmack­vollen einheitlichen Aufmachung gekennzeichnet, was die Mühen des Reisens mindert. Gleichzeitig ist die Informationskultur dort frisch, oft humorvoll und unverkrampft. Platz 6.
  7. Fernsehen ist für Freunde der Informationskultur so etwas wie Selbst­geißelung. Immer wieder eine leuchtende Ausnahme sind die Kultur­sendungen auf ARTE. Lang möge dieser Sender leben. Besonders beeindruckt hat mich ein Beitrag über den Videokünstler Julian Rosefeldt. Er wurde auch gebeten, die Ausstellungskulisse für die Schießerei im Guggenheim im Film „The International“ zu gestalten. Was wir daraus für BI gelernt haben, sagen wir noch. Platz 7.
  8. Der geniale Irenäus Eibl-Eibesfeldt, ein Schüler von Konrad Lorenz, legte 2007 gemeinsam mit Christa Sütterlin sein Alters- und Meister­werk „Weltsprache Kunst“ vor. Es erregte die Gemüter der Klasse der politisch Oberkorrekten ein wenig und wird denen, die hinhören, den Weg weisen zu neuer Grundlegung für menschliche Kommunikation, auch in Unternehmen. Platz 8.
  9. Das erste Unternehmen, das sich von der Idee der interaktionslosen „Tickerportale“ begeistern ließ, ist ausgerechnet auch unser Lieb­lings­sportwagenhersteller, selbstredend aus Deutschland. Die Monitore hängen in intern allgemein zugänglichen Bereichen. Wenn sich dann Trauben von Menschen bilden, die die Zahlen ihres Marktes und ihres Unternehmens diskutieren, erinnert das ein wenig an die Zeit, als noch nicht jeder Haushalt mindestens einen Fernseher hatte, und auch daran, dass Information Sehen statt Suchen bedeuten sollte. Platz 9.
  10. Hyundai, der einzige Autohersteller, vor dem sich Toyota fürchtet, hat hyperaggressiv in kurzer Zeit seine Produktqualität dramatisch ver­bessert und seine Marktposition ausgebaut. Eine Rolle spielt dabei auch das dem Vernehmen nach einzigartige betriebswirtschaftliche Echtzeit-Kontrollzentrum. Controlling in deutschen Unternehmen nimmt sich dagegen steinzeitlich aus. Äußerer Anschein dessen, was auf Autodeutschland zurollt, ist die über zweihundert Meter lange Plakatwand von Hyundai an der Einfahrt zum Frankfurter Flughafen. Platz 10.

Der zweite Teil unseres Jahresrückblicks: hier.

* So schrieb ich am Freitag von unterwegs, über ein eher labiles als mobiles Internet. Deshalb zündet erst jetzt, was als Silvesterrakete geplant war.

Nicolas Bissantz

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