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Wo, bitte, geht es ins Paradies?

Preise sind sehr schmeichelhaft. Ein Innovationspreis besonders, denn nicht jede Innovation wird gewürdigt.

Manchmal gilt es, sich zwischen Innovation und Erfolg zu entscheiden, denn Innovation kann Haken haben und ist nicht automatisch Garant für Erfolg.

Haken Nr. 1: Die Softwarebranche ist nicht so innovativ, wie sie scheint. Ein großer Teil des Softwareangebots ist monopolistisch, allenfalls oligopolistisch. Dass das eine sehr, das andere fast ebenso den Wettbewerb und daraus folgende Innovation und Wohlfahrt hemmt, gehört zu den volkswirtschaftlichen Erkenntnissen, die auch der Betriebswirt unterschreibt. Jeder, der vor 20 Jahren schon einmal einen Brief auf einem PC geschrieben hat und es gelegentlich heute noch tut, weiß, was ich meine. Manchmal überkommt mich der dringende Wunsch nach einer IBM-Schreibmaschine mit Kugelkopf und Löschband.

Haken Nr. 2: Erste Formen dessen, was die GI jetzt ausgezeichnet hat, habe ich 1995 in ähnlicher Form drei damals marktführenden Herstellern angeboten. Der eine verstand es nicht, der zweite hielt es für unnötig, der dritte ließ sich darauf ein – und ist gut damit gefahren. Der Erste und der Zweite sind schuld, dass aus einem universitären Prototyp ein weltweit eingesetztes Standardprodukt wurde. Der Trotz war einfach zu groß.

Haken Nr. 3: Die Marktgesetze wollen es, dass der Kreis der innovationshungrigen Nachfrager eher klein ist. Audi hatte bereits einen überlegenen Allradantrieb, als niemand verstand, wozu das gut sein sollte, wenn man kein Almwirt war. Erst wenn sich die „late majority“ für etwas Neues erwärmt, ist der Markterfolg da. Diese Gruppe, der die Mehrheit der Konsumenten angehört, möchte Anwendung und Wettbewerb sehen. Der Nachbar muss einen Audi fahren und BMW und Mercedes müssen ebenfalls Allradmodelle anbieten.

Haken Nr. 4: Nicht alles, was neu, unverständlich und unbekannt ist, ist auch gut. Das hat Bella erst am Mittwoch wieder anhand quadratischer Kuchengrafiken gezeigt.

Als Innovation wird in der Folge auf breiter Front wahrgenommen, was sich bereits bewährt hat und noch nicht alltäglich geworden ist. Ein Paradoxon, aber alles andere wäre das Paradies und irgendwie langweilig.

Nicolas Bissantz

Diagramme im Management

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