Grafische Tabellen leisten Erstaunliches: Sie verknüpfen die Vorteile von Tabellen und Grafiken und vermeiden gleichzeitig ihre Nachteile. Das wird das Managementreporting grundlegend verändern. Man kann es im Liegen tun.
Letztes Mal hatte ich eine Lanze für ein „Lean Controlling“ gebrochen. Nacharbeitungsfreie Managementberichte sollen die Reportproduktion verschlanken und „industrietauglich“ machen. Heute versuche ich zu zeigen, wie das geht.
Viele Businessgrafiken vertrauen auf Säulendiagramme. Wozu? Schriften laufen horizontal, Säulen vertikal. Das Resultat ist inhaltliche Magersucht und optische Fettleibigkeit. Beschriftungen werden hässlich umgebrochen, Zahlen überlappen oder tanzen auf den Säulenenden Samba.
Die meisten Säulengrafiken kann man getrost durch Balkengrafiken ersetzen. Wichtig dabei: Balken müssen nicht höher als die Schrift und nicht breiter als eine normale Zelle sein. Damit sind alle Voraussetzungen erfüllt, Schrift, Zahl und Grafik kompakt und informationsdicht in eine Tabelle zu integrieren. (Bei geschickter Handhabung funktioniert das sogar mit Säulen, wie Bella in einem Beispiel zeigt.)
Ihre eigentliche Stärke spielen Grafische Tabellen aus, wenn die Zeit ins Spiel kommt. Dann stoßen sowohl normale Tabellen als auch Businessgrafiken schnell an Grenzen der Darstellbarkeit. Nehmen wir an, wir haben Deckungsbeitragsdaten für zwölf Monate im Ist und Plan, mit absoluter und relativer Abweichung. In tabellarischer Form füllen diese Daten vier Seiten DIN A4.
Mit einer normalen Tabelle nicht zu schaffen: Deckungsbeitragsdaten für 12 Monate mit Ist, Plan, absoluter und relativer Abweichung als Tabelle.
Das ist nicht zu handhaben. Nur Merkakrobaten wird es gelingen, im zeitlichen Vergleich Schwankungen, Höhen und Tiefen zu erfassen. Kurzum, wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Aber auch mit einer Businessgrafik kommen wir nicht weit:
Auch eine Businessgrafik stößt schnell an ihre Grenzen: Beschriftung und Skalierung werden nur unbefriedigend gelöst.
Obwohl wir nur die Ist-Spalte unserer Daten abbilden, scheitern wir. Wir müssen aufwändige Dechiffrierarbeit leisten, nur um die Bedeutung jeder einzelnen Linie zu erkennen. Das Auge springt hin und her. Manchen wird es schwer fallen, die Farbunterschiede rasch zuzuordnen. Auch die Skalierung ist unbefriedigend. Der Verlauf von Posten mit kleinerem Wertebereich bleibt unklar.
Es ist erstaunlich, wie einfach dieselbe Aufgabe mit Hilfe von Sparklines und in die Tabelle integrierten Balkenelementen zu lösen ist. Selbst wenn wir uns auf eine hier gut darstellbare Breite beschränken, können wir den Informationsgehalt der Daten beinahe vollständig transportieren.
Kaum zu glauben: der Informationsgehalt einer vierseitigen Tabelle auf 450 Pixel Breite
Die exakten Werte der vergangenen Perioden interessieren nur in Ausnahmefällen. Viel wichtiger ist es, die Bedeutung der aktuellen Werte am bisherigen Verlauf messen zu können. Dafür genügt das verkleinerte Format der Sparklines. Wir skalieren je Zelle und können damit auch den Verlauf der kleineren Positionen gut beurteilen. Die Größenordnung vermittelt der jeweils aktuelle, letzte Wert.
Die zentrale Information – die absolute Abweichung – vermittelt die Wasserfalldarstellung. Sie zeigt anschaulich den Einfluss der einzelnen Posten auf die Veränderung des Deckungsbeitrags.
Der Vergleich mit herkömmlichen Darstellungen zeigt: Die Informationsdichte von Grafischen Tabellen ist atemberaubend. Dicke Berichtsstapel schrumpfen auf ein oder zwei Seiten. Innerhalb der Augenspanne sind zahllose Vergleiche möglich. Sie laden zu einem intensiven, fruchtbaren Studium ein, das ohne Herumblättern auskommt.
Das funktioniert auch auf der Couch.