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Information Design von Gaudi und Cocteau

Das Schöne am Information Design: Überall gibt es Vorbilder zu bestaunen. Aber nur selten am Schreibtisch. Dafür an so schönen Orten wie Kataloniens Hauptstadt Barcelona.

Streng genommen ging es bei dieser Reise darum, eine Vertriebspartnerschaft zu pflegen. Das fällt bei Tapas und Rioja nicht schwer. Barcelona ist ein Hochgenuss für die Sinne. Aber es blieb auch Zeit, Formen und Farben zu bestaunen. Natürlich ist Barcelona vor allem für Antonio Gaudis Bauwunder bekannt. Mindestens die Sagrada Familia stand daher auf dem Plan. Zuvor noch führte ein Bummel durchs Künstlerviertel Raval zum MACBA, dem Museum für zeitgenössische Kunst.

Theatre de la Mode, Cocteau
Meine heimliche, dilettantische Aufnahme von Cocteaus „Théatre de la Mode“.

Hier in der Ausstellung „Sota la Bomba“ über französische und amerikanische Kunst in den Nachkriegsjahren 1946 bis 1956, stieß ich auf das „Theatre de la Mode“ von Jean Cocteau. Die Kriegsjahre hatten die französische Modeindustrie schwer in Mitleidenschaft gezogen. Stoffe waren knapp. Miniatur-Mannequins aus Draht im Format 1:3 in verschiedenen Szenarien ersetzten die üblichen Modenschauen. Cocteaus Entwurf ist besonders dramatisch:

As impressive as the mannequins’ miniature clothing and accessories were the sets in which they were displayed. The artistic director, Christian Berard commissioned graphic artists and set makers to create twelve of these. Possibly the most famous, is Jean Cocteau’s Ma Femme est une Sorciere, inspired by the Rene Clair film, I Married a Witch (starring Veronica Lake). This dramatic set featured a group of mannequins in a badly destroyed room, in which half the roof and walls have been blown off to reveal a backdrop of photographs of the city. Other sets were less shocking, but equally striking, and included a theatre, street and fantasy scenes.
Quelle: https://web.archive.org/web/20110816071230/http://www.highheelsnewsletter.com/

Ich war begeistert. Man hatte aus der Not eine Tugend gemacht. Entstanden ist dabei eine dichte, kompakte Gegenüberstellung, die Vergleiche innerhalb der Augenspanne ermöglicht. Dasselbe Gestaltungsprinzip, das uns bei Grafischen Tabellen nach vorne gebracht hat, liegt auch Cocteaus Werk zugrunde, wenn auch mit anderer Motivation.

Dinge innerhalb der Augenspanne vergleichen, überschauen und damit auch verstehen zu lernen belohnt unsere zutiefst menschliche Freude am Entdecken.

Wie wichtig es ist, dass der Vergleich innerhalb der Augenspanne möglich ist, erlebte ich kurz darauf in deutlich beeindruckenderen Dimensionen an der Sagrada Familia. Sehen Sie selbst.

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Gaudi hinterließ neben zahlreichen Zeichnungen Gipsmodelle, die im Detail zeigen, wie er sich seine Kathedrale vorstellte. Dieser sehr pragmatische Zweck verwandelt sich vor den Augen des heutigen Besuchers zu der wunderbaren Möglichkeit, Gaudis Entwürfe im Überblick und im Detail zu studieren. Ein Schritt zurück und man sieht den gewaltigen Baukörper in seinem Gesamtzusammenhang, ein Schritt vor und man kann sich in die Details von Türmen, Säulen, Figuren vertiefen. Das ist der Leseweise von Grafischen Tabellen sehr ähnlich. Auch hier erkennt das Auge zunächst Muster, z. B. die wesentlichen Abweicher in einem in die Tabelle eingebetteten Wasserfalldiagramm oder das prinzipielle Muster einer Sparkline. Geht man ins Detail, eröffnen sich das genauere Auf und Ab einer Zeitreihe oder die konkreten aktuellen Werte.

Nicolas Bissantz

Diagramme im Management

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