Was lernen wir fürs Business Intelligence aus den Diagrammen der Wirtschaftsnachrichten? Dazu haben wir eine Fallstudie gemacht und 2021 veröffentlicht. Sie bestätigt einmal mehr, was wir seit über 12 Jahren unverändert beobachten: Diagramme in Wirtschaftsnachrichten sind keine Vorbilder für das Controlling. Auf sie ist kein Verlass.
Ich schreibe seit längerem an einem Buch: „Warum Diagramme versagen und Zahlen neu erfunden werden müssen“. Ein größerer Abschnitt beschäftigt sich mit dem Status Quo der Diagrammkultur, auch außerhalb von Controlling und Business Intelligence – die jedoch von dieser Kultur mitgeprägt werden. Meist nicht zum Guten, der Abschnitt trägt den Titel „Mythen, Murks, Macken und Marotten“. Die Fallstudie zu den Wirtschaftsnachrichten haben wir daraus ausgekoppelt und als Whitepaper aufbereitet, das Sie kostenlos abrufen können. Wenn Sie Diagramme produzieren oder konsumieren, wird es Ihnen helfen, weniger auf die Tücken von Diagrammen hereinzufallen und besser begründen zu können, warum es so mit Diagrammen nicht weitergehen kann und darf.
Unsere Fallstudie gibt es als kostenloses Whitepaper. Darin zeigen wir unsere Befunde an typischen Beispielen, u. a. aus Economist, Focus, Handelsblatt, Süddeutscher Zeitung und Wall Street Journal.
Whitepaper „Wirtschaftsnachrichten“ herunterladen:
Wirtschaftsnachrichten: kein Vorbild für Diagramme
Der zentrale Befund unsere Fallstudie ist: Wirtschaftsnachrichten sind kein Vorbild. Seit mehr als zwölf Jahren werfen wir regelmäßig einen Blick auf Diagramme in Wirtschaftsnachrichten (u. a. hier). Für diese Fallstudie haben wir unsere Beobachtungen aktualisiert. Immer noch gilt: Die Diagramme zu Wirtschaftszahlen in den Medien taugen nicht als Vorbild für das Berichtswesen der Unternehmen. Kein Geschäftsführer, Vorstand oder Aufsichtsrat möchte so von seinem Controlling informiert werden, wie das die Medien ihren Lesern zumuten. Naturgemäß lassen sich auch zahlreiche gute oder unverdächtige Diagramme finden. Unsere Befunde sind aber systematischer Natur und führen zu einer allgemeinen Unzuverlässigkeit. Der Leser kann sich nicht auf eine Art Mindeststandard verlassen, sondern muss in jedem einzelnen Fall die grafische Integrität überprüfen. Das führt die eigentliche Idee der schnellen Vermittlung von Zahlen ad absurdum.
Von Dekoration bis Manipulation
Die Unzuverlässigkeit der Diagramme in den Wirtschaftsnachrichten hat eine Reihe von Ursachen, die wiederholt auftreten und sich sogar kategorisieren, aber deswegen noch nicht unbedingt abstellen lassen. Der Schweregrad der beobachteten Mängel reicht von stilistischen Eigenheiten, die lediglich die Lesbarkeit vermindern, bis zu grafischen Manipulationen, die in die Kapitalmärkte hineinwirken. Selbst einschlägigen Medien fehlen offenbar Kontrollmechanismen und/oder das Know-how, um ihre Leser vor manipulierten Diagrammen zu schützen.
Nicht so einfach, wie sie aussehen
Auch das beste Werkzeug kann schlecht gebraucht werden, wenn es zweckentfremdet wird. Die zahlreichen Fehlleistungen lassen uns jedoch vermuten, dass Diagramme ein willfähriges Instrument sind, das zur bewussten Täuschung und unbewussten Selbsttäuschung einlädt. Die auffälligen Mängel haben handwerkliche und gleichzeitig psychologische Ursachen.
Webinar zur Fallstudie
Im Webinar diskutieren wir typische Beispiele aus The Economist, Focus, Handelsblatt, Süddeutscher Zeitung und Wall Street Journal und zeigen daran systematische Mängel auf: von stilistischen Eigenheiten, die lediglich die Lesbarkeit vermindern, bis zu grafischen Manipulationen, die in die Kapitalmärkte hineinwirken.