Hat man nichts zu sagen, sollte man das besser nicht in viele Worte packen. Auch nicht in Tassen. Ein Beispiel aus der Wirtschaftswoche zeigt, warum.
Die Grafik erschien in der Wirtschaftswoche vom 30.06.2008. Seitdem quält mich die Frage, warum ein angesehenes Wirtschaftsblatt eine bis dato unbekannte Cappuccino-Währung erfindet und 332 Tassen über eine ganze Heftseite malt. Eine Art Pisatest für Betriebswirte? Wartet die Redaktion weise lächelnd auf Protestbriefe? Günter Wallraffs neuester Coup?
Klicken vergrößert. Als Galerie mit 19 Grafiken auch auf der WiWo-Seite.
Die Tassen sind verschieden groß. Bedeuten tut das nichts. In Cappuccinoland kostet jede Tasse gleich günstige 1,98 EUR (789,38 EUR / 399,5 Tassen). Bei Starbucks (3,80 EUR), im McCafe (2,39 EUR) und sogar im Cafe Meisengeige in Nürnberg (2,10 EUR) wäre es teuerer.
Die Viertelseite Daten, aus denen die Grafik geschäumt wurde. Nebenbei, die Summe ist eigentlich 799,13 EUR.
Die Werte tauchen in keiner offiziellen Belastungsrechnung auf, sagt die Wirtschaftswoche. Stimmt. Dafür finde ich dort z.B. die volkswirtschaftliche Einkommensbelastungsquote*. Was wir alle schon ahnten, zeigt ihr Verlauf:
1960: 41,5% 51,7% (2008) [Max 56,3%]
Was die WiWo macht, soll sie selbst entscheiden. Für uns im Managementberichtswesen sollte aber gelten, dass wir unsere ganze Aufmerksamkeit dem Inhalt widmen und einer formalen Gestaltung, die hohe Lesbarkeit garantiert und Schaumschlägerei vermeidet – auch wenn es Milchschaum ist.
* Mehr dazu und zu den aktuellen Werten hier.